Deutschland: Wachsendes Interesse am „Islamic Banking“

Auf einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Frankfurt diskutierten Branchenkenner den Wachstumsmarkt des „Islamic Banking“. Seit der Finanzkrise ist die Nachfrage nach islamischen Finanzprodukten gestiegen. Auf der Tagung wurde der rechtliche Rahmen zur Gründung einer islamischen Vollbank diskutiert. Muslime wünschen sich eine stärkere Begleitung islamischer Finanzprodukte durch die deutsche Bankenaufsicht.

Österreich: Verbindliche Regeln für Finanzdienstleistungen

In der Europäischen Union leben rund 25 Millionen Muslime, in Österreich rund 600 000. So wie andere grundsätzliche Bedürfnisse unterliegen Finanzdienstleistungen im islamischen Glauben bestimmten Regeln. Auf Initiative des Islamischen Informations- und Dokumentationszentrums Österreich (IIDZ) wurde bei Austrian Standards Institute Regeln für Islamic Banking entwickelt.

Islamisches Finanzsystem immun gegen globale Krise

Korantreue Anleger hat die größte Finanzkrise seit 80 Jahren weit weniger schlimm getroffen. Die Scharia – das islamische Recht, das im Westen bislang als Synonym für Grausamkeit galt – verbietet die riskanten Geschäfte, mit denen sich Banker weltweit verspekuliert haben. Während im Westen ganze Investmenthäuser unter der Last von faulen Krediten und hoher Verschuldung zusammenbrachen, verzeichnen die Anbieter von Islamic Finance zweistellige Wachstumsraten. Ist es aus-gerechnet der Koran, von dem westliche Banker heute lernen können?

Am Golf sind die fetten Jahre vorbei

Die islamischen Banken sind von den Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten bisher weitgehend verschont geblieben. Denn im Gegensatz zu anderen Instituten investieren diese Banken, die sich am islamischen Recht («Scharia») orientieren, nur in die «reale Wirtschaft». Derivate und andere spekulative Anlageformen sind tabu. Von den riskanten Immobilienkrediten in den USA waren die islamischen Banken, die vor allem in Malaysia, Saudi-Arabien, Dubai, Kuwait und Bahrain gute Geschäfte machen, nicht betroffen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres konnten mehrere dieser Institute deshalb sogar zweistellige Gewinnsteigerungen verzeichnen.

Erstes Standardwerk für Islamic Finance

Michael Saleh Gassner, deutscher Islamic Finance-Experte und nach dreijährigem Aufenthalt am Golf und in Saudi-Arabien inzwischen für die Schweizer Privatbank Sarasin in Zürich tätig, schrieb zusammen mit dem Co-Autor Philip Wackerbeck das erste deutsche Fachbuch über islamgerechte Finanzierungen, Finanzanlagen und Versicherungen.

Durchbruch für Islamic Banking in Frankreich

Wenige Wochen nach einer Ankündigung der französi­schen Wirt­schafts­ministerin Christine Lagarde, die Regierung werde sich darum bemühen, dass neben London auch Paris zu einem Finanzplatz für Islamic Banking werde, kündigte die Universität Straßburg an, sie werde als erste Hochschule im Land einen Studiengang in Islamic Finance anbieten. Vergangene Woche hielt der Ökonom Muhammad Boudjellal, Professor an der Fakultät für Wirtschafts- und Management im algerischen Sétif, bereits den Inaugurationsvortrag. Die Zeit eilt, will Frankreich im Wettbewerb mit den Briten aufholen.