Deutschland: Wachsendes Interesse am „Islamic Banking“

Auf einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Frankfurt diskutierten Branchenkenner den Wachstumsmarkt des „Islamic Banking“. Seit der Finanzkrise ist die Nachfrage nach islamischen Finanzprodukten gestiegen. Auf der Tagung wurde der rechtliche Rahmen zur Gründung einer islamischen Vollbank diskutiert. Muslime wünschen sich eine stärkere Begleitung islamischer Finanzprodukte durch die deutsche Bankenaufsicht.

Da das islamische Finanzsystem Finanztechniken, die für die Krise mitverantwortlich waren, nicht erlaubt, könne man auch in Deutschland vom Islamic Banking profitieren, erklärten die Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Grundsätzlich sei es möglich islamische Finanzprodukte in Deutschland anzubieten, erklärte BaFin-Referatsleiter Jürgen Dreymann. Die Islamkonformität werde die BaFin zwar nicht prüfen, aber auf einen tragfähigen Geschäftsplan, Governancestruktur und ein angemessenes Risikomanagement achten.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sprach sich für eine stärkere Begleitung islamischer Finanzprodukte durch die deutsche Bankenaufsicht aus. Das teilte der Zertifizierungsbeauftrage des Zentralrats der Muslime Michael Gassner mit, der an der Tagung teilnahm. Eine zentrale Entscheidungsinstanz bei der Prüfung der Islamkonformität im „Islamic Finance“ wurde auch von anderen Tagungsteilnehmern gefordert. Der bisherigen Praxis, bei der die islamischen Produkte von Scharia-Beiräten geprüft werden, fehle es an Transparenz, beklagte Zaid el-Mogaddedi vom Frankfurter „Institute for Islamic Banking and Finance“.

An der Tagung in Frankfurt nahmen rund 70 Vertreter aus Banken, Wirtschaftsanwälte sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler teil. Gastgeber der Veranstaltung war Prof. Dr. Matthias Casper vom Institut für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht der Uni Münster, der im Exzellenzcluster das Projekt „Religiös motivierte Geldanlange: Vom Zinsverbot zum Islamic Finance“ verantwortet. Die Wissenschaft müsse die noch vielfältigen Rechtsfragen dieses Finanzsektors im Dialog mit der Praxis analysieren, betonte er zum Abschluss. Hierzu werde der Exzellenzcluster in Münster einen Beitrag leisten. (fy)

Quelle: http://www.igmg.de