Deutschland: Wachsendes Interesse am „Islamic Banking“

Auf einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Frankfurt diskutierten Branchenkenner den Wachstumsmarkt des „Islamic Banking“. Seit der Finanzkrise ist die Nachfrage nach islamischen Finanzprodukten gestiegen. Auf der Tagung wurde der rechtliche Rahmen zur Gründung einer islamischen Vollbank diskutiert. Muslime wünschen sich eine stärkere Begleitung islamischer Finanzprodukte durch die deutsche Bankenaufsicht.

Österreich: Verbindliche Regeln für Finanzdienstleistungen

In der Europäischen Union leben rund 25 Millionen Muslime, in Österreich rund 600 000. So wie andere grundsätzliche Bedürfnisse unterliegen Finanzdienstleistungen im islamischen Glauben bestimmten Regeln. Auf Initiative des Islamischen Informations- und Dokumentationszentrums Österreich (IIDZ) wurde bei Austrian Standards Institute Regeln für Islamic Banking entwickelt.

Islamic Finance wird zum Bestseller der Finanzliteratur

Während in der Finanzkrise manche Aktien schneller im Erdgeschoß landen als der Express-Lift aus dem Penthouse der Topmanager, ist mit dem „Islamic Finance“ ein bislang eher sekundäres Thema zur Chefsache erklärt worden. „Risk Books“, einer der exklusivsten Verlage für Banker am Finanzplatz London und der führende Publizist für das Risiko-Management und den Derivatenmarkt, brachte soeben mit rekordverdächtiger Eile ein neues Fachbuch zum islamischen Kapitalmarkt heraus, das sich mit Religion eher weniger, mit gesunden und ethisch akzeptablen Anlagestrategien umso mehr beschäftigt.

Erste islamische Fahrzeugversicherung kommt gut an

London (BZZ) – Zuerst wurden islamische Girokonten angeboten, dann Hypothe­ken und Anlagefonds, soeben ist die erste Kfz-Versicherung geschaffen worden, die dem islamischen Gesetz, der Scha´ria entsprechen soll. Es sind vor allem die britischen Muslime, die eine solche Entwicklung seit Jahren fordern und die jedes neue islamische Finanzinstrument begrüssen. Die britische Regierung hat durch die Anpassung von Gesetzen Islamic Finance wettbewerbsfähig und London zum zweitgrößten Finanz­platz für Islamic Banking in der westlichen Welt gemacht.

Islamisches Finanzsystem immun gegen globale Krise

Korantreue Anleger hat die größte Finanzkrise seit 80 Jahren weit weniger schlimm getroffen. Die Scharia – das islamische Recht, das im Westen bislang als Synonym für Grausamkeit galt – verbietet die riskanten Geschäfte, mit denen sich Banker weltweit verspekuliert haben. Während im Westen ganze Investmenthäuser unter der Last von faulen Krediten und hoher Verschuldung zusammenbrachen, verzeichnen die Anbieter von Islamic Finance zweistellige Wachstumsraten. Ist es aus-gerechnet der Koran, von dem westliche Banker heute lernen können?

Am Golf sind die fetten Jahre vorbei

Die islamischen Banken sind von den Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten bisher weitgehend verschont geblieben. Denn im Gegensatz zu anderen Instituten investieren diese Banken, die sich am islamischen Recht («Scharia») orientieren, nur in die «reale Wirtschaft». Derivate und andere spekulative Anlageformen sind tabu. Von den riskanten Immobilienkrediten in den USA waren die islamischen Banken, die vor allem in Malaysia, Saudi-Arabien, Dubai, Kuwait und Bahrain gute Geschäfte machen, nicht betroffen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres konnten mehrere dieser Institute deshalb sogar zweistellige Gewinnsteigerungen verzeichnen.

Erstes Standardwerk für Islamic Finance

Michael Saleh Gassner, deutscher Islamic Finance-Experte und nach dreijährigem Aufenthalt am Golf und in Saudi-Arabien inzwischen für die Schweizer Privatbank Sarasin in Zürich tätig, schrieb zusammen mit dem Co-Autor Philip Wackerbeck das erste deutsche Fachbuch über islamgerechte Finanzierungen, Finanzanlagen und Versicherungen.