Österreich: Verbindliche Regeln für Finanzdienstleistungen

Regeln sollen Muslimen Sicherheit geben und Wirtschaft ankurbeln.

Wien – In der Europäischen Union leben rund 25 Millionen Muslime, in Österreich rund 600 000. So wie andere grundsätzliche Bedürfnisse unterliegen Finanzdienstleistungen im islamischen Glauben bestimmten Regeln.

Auf Initiative des Islamischen Informations- und Dokumentationszentrums Österreich (IIDZ) wurde bei Austrian Standards Institute Regeln für Islamic Banking entwickelt. Dieses europaweit erste normative Dokument für islamische Finanzdienstleistungen (IF) wurde Anfang Mai 2010 publiziert.

Günther Ahmed Rusznak, Präsident des IIDZ und Vorsitzender des verantwortlichen Arbeitsgremiums: „Aus dem Workshop 1143 ‚Halal-Produkte und Dienstleistungen‘, den wir gemeinsam mit Austrian Standards Institute ins Leben gerufen haben, sind bereits die sehr erfolgreichen Richtlinien für Halal-Lebensmittel – nach islamischem Recht erlaubte Speisen – hervorgegangen. Mit der ON-Regel zu Islamic Banking haben wir nun Grundsätze und Anforderungen an Finanzprodukte und -dienstleistungen definiert, die sowohl dem geltenden Recht als auch dem islamischen Rechtssystem – also dem Koran und der Sunnah – entsprechen.“

Der Sektor für islamische Finanzdienstleistungen (IF) umfasst sowohl Geldinstitute als auch den Versicherungsbereich. Bei einem Bevölkerungsanteil von 1,3 Milliarden Muslimen weltweit erwirtschaftete dieser Bereich in den letzten Jahren Gewinne von mehreren hundert Milliarden Euro jährlich.

Die neuen Regeln soll Muslimen die Sicherheit geben, dass Finanzprodukte mit den Regeln des Islam konform gehen. Darüber hinaus sollen damit die österreichische und die europäische Wirtschaft bei der Erschließung dieses Zukunftsmarkts mit jährlichen Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent unterstützt werden.

Dipl.-Ing. Dr. Karl Grün, Director Development, Austrian Standards Institute: „Bei der Erarbeitung waren nicht nur Fachleute aus Österreich involviert, sondern auch namhafte internationale Experten. Die ON-Regel soll und wird dazu beitragen, zwischen Kunden im Kommerz- und Retailbereich und Banken, Sparkassen, Kreditinstituten sowie Finanzdienstleistern Vertrauen und Sicherheit bei Finanzprodukten und -dienstleistungen des Islamic Banking zu schaffen und auszubauen.“

Dr. Naser Al Ziyadat, Director Strategic Planning, Bait Al-Mashura Finance Consultation Co., Doha, Qatar, betonte, dass Islamic Banking nicht bedeute, dass es sich nur um Produkte von oder für Moslems handle. Die Bezeichnung drücke vielmehr aus, dass Geschäftsgebaren und Produkte auf ethischen Grundprinzipien aufbauen.

Zudem bedeute Islamic Banking, dass dabei in die Realwirtschaft investiert würde. Ein Prinzip, das seine Berechtigung gerade bei den Finanzkrisen der letzten Zeit unter Beweis gestellt habe: Während konventionelle Banken und Produkte weltweit kollabiert seien, konnten jene aus dem Sektor Islamic Banking um rund 25% zulegen.

Quelle: islam.de