Scharia, auch Shari’a,
arabischer Begriff im Kontext von monotheistischen Religionen und religiösem
Recht, der sich ganz allgemein auf alle monotheistischen Religionen und ihre
Erscheinungen bezieht. Im Islam umfasst die Scharia die das Leben eines Gläubigen bestimmenden Gesetze und
Regelungen. In der Bedeutung von islamischem Recht ist Scharia auch in den
europäischen Sprachgebrauch eingegangen.
Da der Koran von den Gläubigen fordert, in allen Bereichen des Alltags dem Wort Gottes zu folgen,
kennt der Islam keine Trennung zwischen religiösem und weltlichem Recht: die Scharia umfasst die
Glaubenspraxis ebenso wie das Familien-, Erbschafts-, Wirtschafts-, Verwaltungs-, Straf- oder
Prozessrecht. Als Grundlage des islamischen Rechts dienen in erster Linie der Koran und das
Vorbild (Sunna), wie es in den Hadithen überliefert ist. Nach dem Tod des Propheten Mohammed
übernahmen es seine engen Vertrauten, in Streitfragen über das rechtmäßige Verhalten der Gemeinde
zu entscheiden. Die Urteile wurden nach dem Konsensprinzip (ijma) gefällt,
woraus sich später die gegenseitige Tolerierung der verschiedenen Rechtsschulen ableitete.
Methodisch griff man auf die Rechtsanalogie (qiyas, ijtihad)
zurück, wobei auch Brauch und Gewohnheitsrecht als Grundlage anerkannt wurden.
|
Daraus entwickelten sich im Lauf der Zeit ein kanonisiertes Recht mit eigenen Institutionen
und die islamische Rechtswissenschaft (fiqh); die
Aufgabe, Rechtsgutachten zu erstellen, fiel eigens ausgebildeten Gelehrten (den Muftis oder Mujtahid) zu.
Unter den Abbasiden bildeten sich ab 750 verschiedene Rechtsschulen
(madhab) heraus, von denen sich vier sunnitische
– die Hanafi-, Maliki-, Shafi’i- und die Hanbali-Schule – durchsetzten; als
bedeutendste schiitische entwickelte sich die Jafari- bzw.
imamitische Rechtsschule. Ash-Shafi’i (767-820) gilt als der eigentliche Schöpfer
des islamischen Rechts. Zwar
wurde die Scharia, abgesehen von religiösen Belangen, in den neu gegründeten
Nationalstaaten durch ein modernes Zivil- und Strafrecht ersetzt; den
radikalsten Bruch vollzog dabei die Türkei. Dennoch
wirkt es vor allem im Personenstandsrecht vieler Länder bis heute nach. In
Saudi-Arabien und Iran, sowie während der Taliban-Regierung auch
in Afghanistan, ist die Scharia Grundlage auch der säkularen Rechtsprechung.
Quelle:
http://www.geocities.com
|